Und Sloterdijk weisst in seiner berühmt gewordenen (weil heftig umstrittenen) Elmauer Rede zurecht auf diese Überforderung, die so gesehen, in "unserer Natur" liegt, hin:

"Es gehört zur Signatur der Humanitas, dass Menschen vor Probleme gestellt werden, die für Menschen zu schwer sind, ohne dass sie sich vornehmen könnten, sie ihrer Schwere wegen unangefasst zu lassen. Diese Provokation des Menschenwesens durch das Unumgängliche, das zugleich das Nichtbewältigbare ist, hat schon am Anfang der europäischen Philosophie eine unvergessliche Spur hinterlassen - ja vielleicht ist die Philosophie selbst diese Spur im weitesten Sinn."

Dass der Mensch erst noch zur Vernunft kommen muss, beinhaltet also vorprogrammiertes Scheitern bis auf weiteres.

Gewissermaßen der eigenen Kauzigkeit gewahr, bleibt uns also letztlich "nur" die Hoffnung auf die berühmte Hegelsche List der Vernunft, dass letzlich der Große Manitu (Weltgeist), der Prozess dem wir unsere Existenz verdanken und der damit das Kapitel der Selbsterkenntniss für sich aufgeschlagen hat, es schon richten wird - mit oder ohne uns.

Peter Sloterdijk

Aus Regeln für den Menschenpark
Ein Antwortschreiben zum Brief über den Humanismus.

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